Kooperationssysteme

Smarte Kommunikation im Katastrophenfall

© Fraunhofer FIT

Wie kann Kommunikation im Ernstfall funktionieren, wenn der Mobilfunk überlastet ist? Im Projekt 5G Opportunity wurde das getestet – live auf dem Summer Breeze 2024. Mit einem mobilen, selbstorganisierenden Kommunikationsnetz auf Basis von WiBACK wurden die Sanitätsstationen der Malteser zuverlässig mit ihrer Einsatzleitung und dem Internet verbunden. Eine eigene 5G-Zelle kam zum Einsatz, um der Überlastung der öffentlichen Netze zu begegnen. Ein Ausblick auf die Zukunft der Krisenkommunikation – flexibel, robust und unabhängig von klassischen Infrastrukturen. 


Ein Metal-Festival als Testumgebung für zukunftsweisende Kommunikationssysteme? Was auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, war für das Team des Fraunhofer FIT sowie den Projektpartnern aus der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg eine einmalige Gelegenheit, um gemeinsam mit dem Malteser Hilfsdienst e.V. auf dem Summer Breeze Open Air 2024 eine innovative Kommunikationslösung für den Zivil- und Katastrophenschutz zu erproben.

In Großschadenslagen und bei der medizinischen Versorgung geplanter Großveranstaltungen ist die zuverlässige Kommunikation zwischen den Hilfskräften unerlässlich. Mit der Wireless Backhaul Lösung WiBACK konnten die Malteser ihre Leitstelle und Sanitätsstationen untereinander und mit dem Internet vernetzen. Wichtig dabei sind die automatische Konfiguration des Netzwerkes und der unkomplizierte Aufbau für die nomadische Nutzung. Um einen Netzzugang im Infield des Festivalgeländes zu realisieren, wurde ein 5G-Campusnetz errichtet. Mit der virtuellen Trennung des Datenverkehrs verschiedener Nutzer-Gruppen durch Network-Slicing konnten unterschiedliche Dienstgüten und Priorisierungen durchgesetzt werden. Die Netzwerk-Knoten konnten zuverlässig mit Solarpanels und Akkus betrieben werden, was das Potenzial für energieautarke Kommunikationsnetze in Krisengebieten unterstreicht.

Ein zentrales Forschungsziel des Projekts ist der opportunistische Einsatz des 5G-Campusspektrums. Die Nutzung dieses Frequenzbandes kann beantragt werden, um ein eigenes privates 5G-Netz zu betreiben. Diese Frequenzen werden aktuell jedoch kaum genutzt und könnten den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) zur Verfügung gestellt werden. Der Ansatz des BMDV-geförderten Projekts 5G Opportunity ist es daher, mit Spectrum-Sensing freies Spektrum zu erkennen und dieses opportunistisch für die 5G-Netze der BOS zu nutzen.

Die Erkenntnisse aus dem Feldtest fließen direkt in Weiterentwicklungen des Projekts 5G-Opportunity und der WiBACK-Technologie ein. Ziel ist ein leicht bedienbares, von BOS selbst betriebenes System, das bei Katastrophen eine schnelle Wiederherstellung der Kommunikationsinfrastruktur ermöglicht.

Ihr Nutzen

  • Selbstorganisierendes, nomadisches ad-hoc Kommunikationssystem für BOS
  • Schnelle Wiederherstellung einer dienstgütenorientierten, resilienten Kommunikationsinfrastruktur
  • Unterstützung zahlreicher Technologien – wie 5G, Feldkabel, IoT und WLAN-Richtfunk – ermöglicht die Anpassung des Netzes an jedes Einsatzszenario