Neue Publikation: Quantifizierung der Verteilungswirkungen der Entfernungspauschale
14. Februar 2023
In einer neuen Studie analysiert die Abteilung Mikrosimulation und Ökonometrische Datenanalyse des Fraunhofer FIT gemeinsam mit Forschenden des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) an der Universität Stuttgart die Wirkungen der geltenden Entfernungspauschale sowie möglicher Reformoptionen im Rahmen der Einkommensbesteuerung.
Grundlage der Analyse sind detaillierte Daten aus der Lohn- und Einkommensteuerstatistik, mit deren Hilfe Fraunhofer FIT die finanziellen Wirkungen der Maßnahmen für über 3 Millionen repräsentative Steuerpflichtige berechnet. Aufbauend auf den so ermittelten kurzfristigen Effekten wird in einem weiteren Schritt untersucht, wie sich langfristig die Fahrleistung der Steuerpflichtigen infolge von Veränderungen in der steuerrechtlichen Behandlung entwickelt. Die Änderungen der Fahrleistung dienen dem Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung dann als Input, um die Wirkung der entsprechenden Maßnahme auf die Schadstoffemissionen analysieren zu können.
Der große Mehrwert der durchgeführten Analysen besteht dabei in der Ermittlung verteilungspolitischer Wirkungen. So zeigen die Analysen, dass sich die knapp über 5 Mrd. Euro an Steuerentlastungen, die sich durch die Entfernungspauschale im Jahr 2022 ergeben haben, sehr ungleich verteilen. Während die nach Einkommenshöhe untere Hälfte der Steuerpflichtigen um deutlich weniger als 1 Mrd. Euro entlastet wird, beträgt die Entlastung bei den oberen 20 Prozent mehr als 2 Mrd. Euro.
Getrieben werden diese Ergebnisse durch die Progression des Einkommensteuertarifs, die dazu führt, dass die steuerliche Entlastung für einen gegebenen Abzugsbetrag der Entfernungspauschale mit dem Einkommen ansteigt. Ebenso sichtbar wird durch die Analysen, dass es zwischen den Bundesländern signifikante Unterschiede in der Entlastungswirkung gibt. Während Steuerpflichtige in den Stadtstaaten unterdurchschnittlich profitieren, ist die Entlastung in einigen Flächenländern wie Brandenburg oder Rheinland-Pfalz überdurchschnittlich hoch.
Ein alternativ zur bestehenden Entfernungspauschale zu gewährendes Mobilitätsgeld, welches zwar weiterhin zu einem gewissen Grad an die Pendeldistanz gebunden ist, aber unabhängig von der Höhe des Einkommens als Abzug von der Steuerschuld gewährt wird, würde die bisherigen Ungleichheiten in der Verteilungswirkung abschwächen. Über solch ein Mobilitätsgelds ließe sich, trotz insgesamt identischer Kosten gegenüber der geltenden Entfernungspauschale, die Fahrleistung der Steuerpflichtigen mittel- bis langfristig insgesamt deutlich reduzieren. Damit einher gingen auch positive Wirkungen auf die Schadstoffemissionen.
Die Analyse ist als Teilbericht im Rahmen des vom Umweltbundesamt geförderten Projekts »Analyse von Verteilungswirkungen umweltpolitischer Maßnahmen im Verkehrssektor und Erarbeiten eines Gesamtkonzepts für eine sozial ausgewogene Verkehrswende (VERVE)« entstanden und auf den Seiten des Umweltbundesamtes verfügbar: Quantifizierung der Verteilungswirkungen der Entfernungspauschale