WADcher

Barrierefreie Webseiten und Apps: Erstellen leicht gemacht

© Fraunhofer FIT
Ergebnisüberblick der Barrierefreiheitsprüfung insgesamt und nach WCAG 2.1 Prinzip.
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Detaillierter Ergebnisüberblick der Barrierefreiheitsprüfung (WCAG 2.1 Prinzip, Richtlinie und Erfolgskriterium).

Behinderte Menschen in der EU müssen bei der Nutzung des Internets unnötige Barrieren überwinden. Denn bis auf wenige behördliche Angebote sind Internetseiten zumeist nicht oder nur unzulänglich barrierefrei gestaltet. Zur Abhilfe entwickelt das Projekt WADcher unter Leitung von Fraunhofer FIT eine Plattform mit Werkzeugen für die automatische und halbautomatische Evaluation der Barrierefreiheit von Websites und mobilen Apps.

Menschen mit Behinderungen sind keine kleine Minderheit der Bevölkerung in der Europäischen Union. Die niedrigste Schätzung liegt bei rund 44 Millionen, knapp 13 Prozent der Bevölkerung der EU. Zählt man Menschen mit leichten oder altersbedingten Behinderungen hinzu, verdoppelt sich die Zahl. Laut der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte leben in der Europäischen Union beispielsweise rund 80 Millionen Menschen mit einer Behinderung.

Zieht man den demografischen Wandel in Betracht, ist ein barrierefreies Internet sowohl aus sozialen als auch volkswirtschaftlichen Aspekten dringend erforderlich. Zudem sind deutschlandweit alle öffentlichen Stellen durch die im Dezember 2016 in Kraft getretenen Rechtsvorschriften der EU (EU-Richtlinie zur Barrierefreiheit von Websites und mobilen Anwendungen öffentlicher Stellen) in der Pflicht.

Hier will das von Fraunhofer FIT koordinierte europäische Projekt »WADcher – Web Accessibility Directive Decision Support Environment« durch die Entwicklung einer Plattform mit Werkzeugen für die automatische und halbautomatische Evaluation der Barrierefreiheit von Websites Unterstützung für Webentwickler und manuell prüfende Experten für Barrierefreiheit bieten.

Für Betreiber von Websites werden Tools zum Monitoring und zur Erstellung von Reports realisiert für die nun gesetzlich vorgeschriebene Berichterstattung an die EU über den Status öffentlicher Webangebote in Bezug auf Barrierefreiheit.  Im ersten Schritt werden automatische Prüfwerkzeuge und -komponenten zur Verfügung gestellt, die bereits von den WADcher Projektpartnern entwickelt wurden. Zudem wird ein Decision Support Environment realisiert, das Websitebetreiber, Webentwickler sowie Experten bei der Bewertung der Barrierefreiheit von Websites unterstützt.

Das Decision Support Environment aggregiert die Ergebnisse der automatischen Bewertung und unterstützt, wo es nötig ist, bei der weiteren manuellen Prüfung der Webseiten. Zusätzlich sollen Observatory-Tools zur Langzeitüberwachung dynamischer Websites entwickelt werden, die die aus automatischen Testläufen resultierenden Ergebnisse anschaulich visualisieren.

Darüber hinaus ist die Implementierung von standardisierten Schnittstellen in die WADcher-Plattform ein zentrales Ziel, damit sich Tools zur Überprüfung von Barrierefreiheit von anderen Anbietern leicht anflanschen können. So könnten mit Entwicklungsumgebungen, mit denen heute üblicherweise Webseiten oder mobile Apps entworfen und entwickelt werden, direkt barrierefreie Angebote erstellt werden, ohne dass nachträglich nachgebessert werden muss.

Offizielle Projektseite: https://wadcher.eu/