SmartZSVA

Qualitätssicherung bei der Sterilgutversorgung – Augmented Reality macht’s möglich

© IT4process GmbH

Projektzeitraum: Mai 2017 – Jul. 2019        

Finanzierung: 550.000 €, gefördert aus dem Leitmarktwettbewerb IKT.NRW

Partner: 5

Projektkoordinator: IT4Process

Aufgaben des FIT: iteratives Anforderungsmanagement, nutzerzentrierte Anwendungsentwicklung, Mensch-Maschine Interaktion

 

Damit Patienten bestmöglich versorgt werden können, müssen Prozesse in Krankenhäusern Hand in Hand ablaufen. Von der Absprache der Pflegekräfte bis hin zu der Vorbereitung von Operationssälen passiert einiges hinter den Kulissen. Ebenso bei der Aufbereitung von Medizinprodukten, bei der die Sicherheit des Patienten an erster Stelle steht. Medizinische Instrumente müssen gewissenhaft gereinigt, auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft und erneut für den OP aufbereitet werden. Hier sind Sorgfalt und gewissenhaftes Einhalten von Prozessschritten ein unbedingtes Muss.

In der Sterilgutversorgung demontieren, reinigen, montieren und sterilisieren die Angestellten beispielsweise Operationsbestecke, Werkzeuge und Prothesen. Das klingt zunächst simpel. Allerdings werden diese Instrumente immer komplexer und stellen somit einen hohen Anspruch an das Personal in Bezug auf Sorgfalt und Wissen in der technischen Handhabung der Instrumente. Die hohen Anforderungen und die starke Auslastung können zu Fehlern bei der Medizinprodukteaufbereitung führen. Zum Beispiel können Operationsbestecke falsch oder unvollständig zusammengestellt oder Instrumente unzureichend gereinigt werden. Treten diese Fehler auf, bevor das Sterilgut mit dem Patienten in Berührung kommt, verursachen sie zusätzliche Kosten und Rückläufe im Prozess. Im schlimmsten Fall könnten Patienten mit kontaminierten Instrumenten in Berührung kommen.

In Zukunft sollen die Angestellten der Sterilgutversorgungsabteilungen Verstärkung bekommen. Das Leitmarkt.NRW Projekt Smart Glasses in der Sterilgutversorgung testet die Einsatztauglichkeit von Datenbrillen bei der Sterilgutaufbereitung. Diese Art Brillen können Bilder, Videos und Texte direkt ins Sichtfeld des Anwenders projizieren. Bei manchen Lösungen wirkt es für den Betrachter so, als seien die Informationen im realen Raum eingebettet, weshalb dieses Darstellungsprinzip „erweiterte Realität“ – Augmented Reality – genannt wird.

Im Zusammenspiel mit einem Informations- und Planungssystem sollen die Smart Glasses das Personal bei der Arbeit unterstützen und Fehler präventiv verhindern, indem Warnungen und Vorgehenshinweise durch eine Anzeige auf der Brille ausgegeben werden. Außerdem verbessert die Vernetzung der verfügbaren Informationen über benötigte Instrumente und deren Einsatz oder aktuellen Aufenthaltsort die Planung von Aufbereitungen und stellt die technische Durchführbarkeit von OPs sicher. Somit wird die Effizienz der Prozesse in der Sterilgutlogistik verbessert. Ebenfalls unternimmt das Projekt einen ersten Schritt in Richtung Nachverfolgbarkeit medizinischer Instrumente.

Fraunhofer FIT entwickelt Interaktionskonzepte für Smart Glasses, um das Personal der Sterilgutversorgungsabteilungen optimal unterstützen zu können. Die Entwicklung erfolgt nutzerzentriert, also unter ständiger Einbeziehung der Endnutzer, ihrer Anforderungen und ihres Feedbacks. So stehen die Akzeptanz und Adäquatheit der entwickelten Lösung von Anfang an im Fokus des Projekts.

Das Leitmarkt.NRW-geförderte Projekt wird von der Firma IT4Process aus Herzogenrath koordiniert. Weiterhin sind die Unternehmen CWS Classen, Tietze&Pozo Medizintechnik GmbH sowie das Universitätsklinikum Aachen beteiligt. Die Universitätskliniken Düsseldorf, Essen, Münster, Köln und die Wolfartklinik Gräfelfing bei München bieten als assoziierter Partner eine breite Anwenderbasis und stehen dem Projekt beratend zur Seite.

Ergebnisse

Mit dem Ziel Interaktionskonzepte jenseits der klassischen Bildschirmanwendungen zu entwickeln, beteiligte sich das Fraunhofer FIT an diesem Projekt. Eine erste Lösung knüpft an die bewährten Microsoft-HoloLens-Brillen an, die auch in anderen Bereichen häufig eingesetzt werden. Sie konnte erfolgreich in mehreren Praxis-Workshops an den Universitätskliniken Aachen, Düsseldorf, Köln und der WolfartKlinik Gräfelfing getestet werden.

Einige der Hauptmerkmale der Brille sind:

  • Einsatz von Augmented Reality (AR) zur Darstellung von Zusatzinformationen im Gesichtsfeld des Trägers wie z. B. kurze Videos, Übersichten oder Checklisten
  • Freihändige Benutzung durch die Verwendung von Sprache, Kopfbewegungen und anderen Signalen zur Bedienung der Brille
  • Gezielte Navigation innerhalb eines definierten Bereichs oder Raums
    • Die Suche nach einzelnen Instrumenten und Einwegartikeln wird wesentlich erleichtert – ähnlich wie es in der Logistikbranche schon lange üblich ist.
  • Zugang zu einer medizinischen Datenbank als universelle Ressource
    • Damit ist ein Wechsel des Arbeitsortes jederzeit möglich, ohne den Zugang zu Informationen zu verlieren. Und die importierten Informationen könnten durch die Aktualisierung der medizinischen Datenbank auf dem neuesten Stand gehalten werden.

»Das Feedback der Experten zur praktischen Arbeit mit diesen Demonstratoren war eindeutig«, betont René Reiners, Projektleiter am Fraunhofer FIT. »Wir wissen jetzt, dass sich mit intelligenten Datengläsern bestimmte Prozessschritte im Rahmen der Sterilgutaufbereitung sehr gut unterstützen lassen.«

Nächste Schritte

Das nächste anstehende Ziel wird die Umsetzung in echten chirurgischen Eingriffen sein. SmartZSVA hat sich eine gute Grundlage für die Entwicklung der Technologie in zukünftigen Projekten geschaffen, an denen das Fraunhofer FIT plant an der Weiterentwicklung der intelligenten Brille mitzuwirken. Dazu gehört die weitere Reduzierung der Fehlerquote bei Sterilisationsverfahren sowie die Sicherung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Patienten.

Aktualisierung: Juni 2020

 

Erfahren Sie mehr über das Projekt auf der offiziellen Projektseite: http://smartglasses-aemp.de/

Partner

Das Leitmarkt.NRW-geförderte Projekt wurde von der Firma IT4Process aus Herzogenrath koordiniert. Weiterhin waren die Unternehmen CWS Classen, Tietze&Pozo Medizintechnik GmbH sowie das Universitätsklinikum Aachen beteiligt. Die Universitätskliniken Düsseldorf, Essen, Münster, Köln und die Wolfartklinik Gräfelfing bei München boten als assoziierter Partner eine breite Anwenderbasis und standen dem Projekt beratend zur Seite.